Station DL8YCA
01.06.2020
1. Funkbetrieb
Im Verlauf meiner nunmehr fast ein halbes Jahrhundert andauernden, unterbrechungsfreien Beschäftigung mit dem amateurfunkmäßigen Funkbetrieb haben sich eine Menge Geräte angesammelt. Auch die Materialbestände, die heute ausreichen würden, einen oder mehrere klassische Anateurfunk-Transceiver aufzubauen, haben im Laufe der Zeit stetig zugenommen. Diese Situation wird für Personen wie mich, die ein altes, aber noch funktionsfähiges Gerät oder Bauteil nicht veräußern oder entsorgen wollen/können, irgendwann zu einem Platzproblem, und so geht es im Shack recht beengt zu. Zwischenzeitlich sah ich mich genötigt, mich mehr oder weniger unauffällig auch im Hauswirtschaftsraum oder im Gartenhaus auszubreiten. Fast neidvoll erinnere ich mich gelegentlich daran, zu Zeiten meines Studiums doch tatsächlich mit zwei Regalbrettern für den Amateurfunkbedarf ausgekommen zu sein.
Trotz unzureichender Möglichkeiten, geeignete Amateurfunkantennen zu errichten, ist es mir im Lauge der Jahrzehnte gelungen, auf allen Amateurfunkbändern im Bereich von 472 kHz bis 1299 MHz qrv zu werden. 136 kHz geht zur Not auch noch, allerdings reicht der miserable Wirkungsgrad der Antenne in diesem Bereich nur für wenige km. Verwendet werden ein modifizierter ICOM IC-735 (472 kHz) oder ein Flex-1500 mit Transverter und PA (136 und 472 kHz). Die Ausgangsleistung beträgt in beiden Fällen ca 40W an einer Magnetic Loop über 2 Räume. Die Reichweite auf 630 m ist bescheiden, aber man ist dabei.
Auf den Kurzwellenbändern arbeitet die vorgenannte Magnetic Loop eher als elektrische Schleifenantenne und lässt sich mit einem normalen Tuner problemlos abstimmen. Im Hauswirtschaftsraum gibt es derzeit noch weitere MAGLOOPs für 17m, 30m und 80m bestehend aus RG213 und alten Radiodrekos, die überwiegend dezentral für WSPR verwendet werden. Im Garten (JO31ON) habe ich vor kurzem einen Draht mit einer Länge von ca. 15 m vom Gartenhaus zum Kirschbaum gespannt und mache damit zurzeit WSPR und FT8 auf 60 m und 30m.
Auf dem Balkon befindet sich in einem 40er Abwasserrohr auch noch eine E-Feld-Antenne mit einem FET-Sensor, welche mit dem Shack über ein TV-Kabel verbunden ist und bis ca. 15 MHz funktioniert. Damit kann ich z.B. meinen Frequenzzähler mit dem Sender Droitwich auf 198 kHz synchroniesieren oder auch den allabendlichen Runden auf 80m in guter Qualität mit einem Kenwood R-1000-Empfänger zuhören.
Für den Kurzwellenbereich stehen ansonsten die oben erwähnten ICOM IC-735 und Flex 1500, ein Yaesu FT 757 GX, ein CRT SS 9900 (10m-12m) und ein Kenwood TS50S für die Phonie-Betriebsarten zur Verfügung. Die Geräte werden z.T. am /p-Standort in JO31ON betrieben.
Für WSPR auf Kurzwelle habe ich seinerzeit mehrere Einband-SSB-Transceiver auf einer Europakarte im Weißblechgehäuse aufgebaut, die zeitweise am /p-Standort oder im Hauswirtschaftsraum mit entsprechenden Mini-PCs oder Laptops unter Debian 10 betrieben werden. Ein Yaesu FT817ND kümmert sich zusammen mit einem Linux-Notebook ebenfalls von Zeit zu Zeit um diesen Job.
Für die aktuelle digitale Betriebsart FT8 im Bereich 160m - 15 m verwende ich zurzeit ein ICOM-M700TY Seefunktelefon mit max. 150 W. Dieses Gerät beeindruckt mich immer wieder. Es kennt keine Befindlichkeiten und hat keine überflüssigen Knöpfe, Regler und sonstige Spielereien. Es macht einfach nur unauffällig seinen Job, ohne Antenne geht es auch nicht sofort kaputt (wie seinerzeit mit lautem Knall mein FT747l). Genau so stelle ich mir ein sicherheisrelevantes professionelles Gerät vor.
Für den UKW-Bereich stehen auf dem Balkon eine 3-Band-Vertikal-Rundstrahlantenne für 2m/70cm/23cm und eine 8-Element-Vertikal-Yagi in Richtung Westen auf die ca. 5 km entfernte 23cm-Relaisfunkstelle DB0BS in der Innenstadt von Bochum. Dorthin besteht keine Sichtverbindung, es liegen hohe Bäume und eine Hügelkette dazwischen. Trotzdem funktioniert es auf 23cm rauschfrei mit ca. 5 Watt Sendeleistung.
Im Shack gibt es die 3-Band-Rundastrahl-Antenne noch einmal. Sie wird vorübergehend für 2m/70cm D-Star über die Relais in Bochum und Dortmund benutzt und soll demnächst neben dem Wetterhahn auf dem Gartenhaus in JO31ON plaziert werden. Weiterhin befinden sich in der obersten Regalebene noch 2 Yagi-Vertikal-Antennen für 70 cm, die eine (5-Element) ausgerichtet auf den Arnsberger Wald (DBoQH) auch für C4/FM und die andere (7-Element) in südöstlicher Richtung, um über Reflektionen alle möglichen umliegenden DMR-Relais arbeiten zu können. Schließlich gibt es noch auf der Stereoanlage eine 2m-Quad und im Hauswirtschaftraum eine 2m/70cm Quad sowie eine 23cm-Vierfach-Doppelquad am Fenster für Experimente in nördliche Richtung (z.B. Kreise RE und COE).
Auf VHF/UHF hat mich von den digitalen Betriebsarten zunächst DMR besonders interessiert. An Geräten hatte ich mir das Handfunkgerät DP3600 und das Mobilfunkgerät DM1400 von Motorola zugelegt. Aber es zeigte sich für mich an vielen Kleinigkeiten sehr bald ab, dass DMR im Allgeneinen und die seinerzeit ausschließlich verfügbaren Betriebsfunkgeräte im Besonderen für den Einsatz im Amateurfunk nur bedingt geeignet sind. Nimmt man es noch hin, dass beim Einschalten des Handfunkgerätes zunächst jedes Mal fummelig mit einem Drehregler die bei DMR so kritische NF-Lautstärke eingestellt werden muss, treiben einen die häufigen drastischen Pegelunterschiede zwischen den einzelnen Funkdurchgängen fast in den Wahnsinn. Man sitzt gemütlich an der Station und lauscht einem vielleicht noch leisen Sprachdurchgang, um im Anschluss daran durch eine brüllend laute Station zu Tode erschreckt fast vom Stuhl zu fallen. Augenscheinlich hat man es nicht für notwendig befunden, auf Relaisfunkstellen-Ebene ein Decoding, Leveling und erneutes Encoding des eingehenden Signals vorzunehmen. Im kommerziellen Funk braucht man das auch nicht, denn da fummeln keine Autodidakten an der Software und den Geräteeinstellungen herum, sondern geschulte Servicetechniker nehmen die notwendigen Einstellarbeiten für den Endkunden vor und die Sache ist ein für allemal korrekt erledigt. In meiner Verärgerung hatte ich versucht, nachträglich einen softwareseitig zu implementierenden Leveler zu erwerben, aber entweder war er nicht verfügbar oder nur zu einem horrenden Preis.
Vernehmlich wurde dieses Problem bei den neueren Motorola-Geräten zufriedenstellend gelöst. Jedoch bin ich grundsätzlich nicht bereit, mir für Amateurfunkzwecke ein derartiges Single-Band-Mobilfunkgerät mit Zubehör und Software für über 500 € zuzulegen und werde mich bei Bedarf sicherlich bei der fernöstlichen Konkurrenz umsehen. Somit hat sich für mich das Thema DMR zurzeit weitgehend erledigt und die Geräte bleiben meistens ausgeschaltet.
Aktualisierung 09.04.2022
Nachdem sich das DM1400 nicht mehr programmieren ließ, wahrscheinlich hervorgerufen durch meine zahlreichen Eingriffe zur Verbesserung der amateurfunkmäßigen Nutzung, wurde es Zeit, mir ein neues DMR-Gerät zuzulegen. Es sollte als Mobilfunkgerät 2m und 70 cm können und das gleichzeitig sowohl in FM als auch in DMR. Somit kam nur ein Gerät aus dem fernen Osten in Frage.
Das zunächst ins Auge gefasste Mobilgerät Alinco DR MD520E war nicht lieferbar. Wegen der guten Erfahrungen mit dem Retevis RT 95 versuchte ich es dann mit dem Retevis RT90. Leider habe ich die im Internet kursierenden Vorschläge zur Modifikation der Lautstärkeregelung und der Rauschsperre erst gelesen, als das Gerät schon bei mir auf dem Schreibtisch lag.
Ende der 70er Jahre des vorherigen Jahrhunderts habe ich mich in einer Entwicklungsabteilung des weltgrößten Funkgeräteherstellers mit der Optimierung von Lautstärkeregelungen und plopfreien Rauschsperren beschäftigt und das Thena eigentlich als gegessen betrachtet. Nun ist doch tatsächlich über 40 Jahre später ein Funkgerätehersteller nicht in der Lage, eine brauchbare Lautstärkeregelung und eine plopfreie Rauschsperre zu produzieren und mutet seinen Kunden zur Behebung dieser Fehler einen Eingriff in das Gerät mit Lötkolben zu. Mit mir nicht, dachte ich, packte das Gerät wieder ein und schickte es zurück.
Somit waren am Markt nur noch zwei geeignete Mobilgeräte verfügbar, das Anytone AT-D578UV-PLUS DMR Mobil und das Radioddity DB25-D.
Das Anytone machte einen ordentlichen Eindruck und ließ sich einwandfrei programmieren. Hervorzuheben sind die separaten Lautstärkeregler für die beiden parallel laufenden Kanäle sowie die Begrenzung der maximalen NF-Lautstärke. In dem gewählten Kanal sowie im Subkanal können analoge und digitale VHF- und UHF-Frequenzen in beliebiger Reihenfolge gespeichert und im jeweils gewählten Kanal auch gescannt werden. Mit dem Gerät bin ich zufrieden und verwende es nun für den stationären Betrieb zu Hause.
Da ich im Gartenhaus auch ein Dual-Band-DMR-Mobilfunkgerät gebrauchen könnte, habe ich schließlich noch das Mini-DMR-Mobilgerät Radioddity DB25-D ausprobiert. Abgesehen von dem zweiten Lautstärkeregler und der Lautstärkebegrenzung sowie niedriger Ausgangsleistung macht es eigentlich alles, was das Anytone auch kann. Aber eben der fehlende zweite Lautstärkeregler sowie die fehlende Lautstärkebegrenzung sind für mich das im Zusammenhang mit FM zusammen mit DMR entscheidende Comfortkriterium, welches mich n jedem Fall das Anytone AT-D578UV-PLUS bevorzugen lässt.
Aktualisierung Ende
Für den D-Star-Bereich werkelt im Shack ein ICOM-ID E880H auf 2m und 70 cm herum, überwiegend auf den Frequenzen von DB0BS. Das Gerät hat eine Macke und sperrt aus unerfindlichen Gründen eine Zeitlang gelegentlich die PTT-Taste. Herausbekommen habe ich lediglich, dass es sich nicht um einen thermisch bedingten Effekt handelt. Wenn die D-Star-Geräte nicht so vergleichsweise überteuert auch im gebrauchten Zustand wären, hätte ich es längst ausgetauscht. Die des Öfteren empfohlene Alternative, internetbasiert mit einem Hotspot einzusteigen, kommt für mich nicht in Betracht, da ich genügend D-Star-Relais in der Nähe meines Standortes funkmäßig erreichen kann.
Am meisten erfreue ich mich zurzeit an der Betriebsart C4/FM. Zu diesem Zweck betreibe ich ein Yaesu-FTM-100, welches auch beim Scannen problemlos zwischen C4 und FM umschaltet und so die ganze Sache sehr komfortabel gestaltet. Entsprechende Multimode-Relais gibt es in Bochum und Dortmund und diese sind mit der 5-Element-Vertikal-Yagi für 70 cm problemlos zu errreichen. Diese reicht auch noch aus, um über DB0QH in FM dem sonntäglichen Rhein-Ruhrgebiet-Rundspruch zu lauschen. C4/FM gefällt mir auch besonders gut, weil die Funkgeräte vergleichsweise preiswert zu erwerben sind und den FM-Funk praxisgeecht mit erledigen können. Auch scheinen mir die Aktivitäten in C4 mit der Einführung des Pegasus-Projekts zugenommen zu haben.
Auf den UKW-Bändern bin ich natürlich auch in den klassischen Phonie-Betriebsarten tätig. Für SSB und auch FT8 steht ein alter solider Kenwood TS780 (2m und 70cm) zur Verfügung. Das Gerät funktioniert eigentlich immer, hat eine robuste Mechanik, und sollte es mal kaputt gehen, kann man es noch selbst reparieren.
Habe auch noch einen TS790 (Allmode 2m, 70cm und 23 cm), der macht aber zurzeit Zicken. Auf 2m kommt keine Sendeleistung mehr heraus (nein, Treiber und PA sind ok). Muss wohl irgendwo in der Signalumschaltung ein Defekt sein. Auf 23 cm kamen in der Anzeige nur noch Pünktchen und ansonsten keine Funktion, nach dem Zerlegen, Steckverbinder andrücken und gutem Zureden funktioniert 23 cm oberhalb von 1240,500 MHz wieder. Wer einmal die Speicherbatterie in dieser Kiste gewechselt hat, weiß, was jeder Eingriff für eine Mega-Aktion ist. Das Gerät (E) hatte ich auf die US-Version (A) umgebaut, um an den CTCSS-Encoder zu kommen, den man heute oft benötigt. Einen bei Ebay erhältlichen Tonruf 1750 Hz, den es in der US-Version nicht gibt, wurde nachgerüstet und mit PTT auf die Taste 1200 Alt gelegt. Bei meinen Instandsetzungs-Versuchen hatte ich auch das EPROM ausgelesen und festgestellt, dass der Vorbesitzer es offensichtlich schon modifiziert hat. Ein von mir aus dem Netz heruntergeladenes "Orginal"-Eprom (.dat) hatte aber nicht die 28 MHz Ablage, die man hier auf 23 cm braucht. Also habe ich das Gerät wieder vorsichtig zugeschraubt, ebenso vorsichtig in die Ecke gestellt und verwende es jetzt für 23 cm SSB oder FM-Relaisfunk. Auf 70 cm ginge es aber auch noch, auf 2m nur hörenderweise.
Aus den 90ern des vergangenen Jahrhunderts hat sich in meinem Shack noch eine 2m/70cm/23cm Handfunke namens ICOM IC-Delta-1E in das Hier und Jetzt herüber gerettet. Dieses Gerät zeichnet sich unter Anderem dadurch aus, dass die eingelötete Speicherbatterie ruck-zuck leer ist und dass bei leerer Speicherbatterie und beim Wegfall der externen 12V oder leeren Akkus das Ding abstürzt und die Speicherinhalte gelöscht werden. Unter Vermeidung der orginalen 12-Volt-Buchse versorgen die Akkus nunmehr ständig den Prozessor und Speicher und werden extern geladen, ohne dass man die Akkus herausnehmen muss. Leider hat das Gerät keinen CTCSS-Encoder, was aber auf 23 cm zu verschmerzen ist.
Aktualisierung 09.04.2022
Das vorgenannte Handfunkgerät ICOM IC-Delta-1E stürzte eines Tages vom Schreibtisch auf den harten Fußboden und hatte danach keinerlei Funktion mehr. Da der Umgang mit diesem Gerät zuletzt nur noch ein Ärgernis war, bot sich hier die einmalige Gelegenheit, es dem Elektronikschrott zuzuführen und das Kapitel 3-Band-Handfunke zu beenden.
Aktualisierung Ende
An der Rundstrahlantenne auf dem Balkon wird schließlich noch ein 2m/70cm-FM-Mobilfunkgerät Retevis RT95 betrieben. Dieses Gerät ist sehr preiswert zu haben, lässt sich bequem individuell programmieren und somit angenehm bedienen, ganz im Gegensatz zu einem ähnlichen Gerät eines anderen chinesischen Herstellers, was ich vor einigen Jahren gekauft habe. Offensichtlich haben die Chinesen deutlich dazugelernt.