Erinnerungen
Nachfolgend einige Erinnerungen an die 23-cm-Relaisfunkstelle DB0YM in Münster/Westf.. Die Betriebsgenehmigung existierte von 1976 bis 2008. Reaisverantwortlicher war Thomas, DD0QT. Es war seinerzeit im Großraum Münster die einzige zuverlässige Möglichkeit, auf 23 cm FM-Relaisfunkbetrieb zu praktizieren, und ich erinnere mich noch genau, wie ich in den 70er Jahren in Sichtweite des Relais vom elterlichen Anwesen aus mit den damals noch üblichen abenteuerlichen Methoden wie der Vervielfachung einer 2m-Sendefrequenz versuchte, auf 23 cm über das Relais QRV zu werden. Bis in die 90er Jahre nach Studium und Einstieg ins Berufsleben war ich mehr oder weniger Relaisbenutzer, um dann, wie unten beschrieben, mit in den Neubau des Relaisfunkgerätes einzusteigen.
Zunächst einige Beiträge aus der CQ-DL, seinerzeit zusammengetragen von Eberhard, DB6QI (www.ebgei.de):
------------------------------------------------------------------------------------------cq-DL 7/1978 S.322Am 17.04.78 gelang auf Anhieb de Versuch, von Bochum (QTH DL47g) aus über das 23 cm Relais in Münster (QTH DL09h) zu arbeiten. Die Entfernung beträgt 68 km, die Antennenhöhe in Bochum 225 m über NN ( 70m über Grund), in Münster liegt sie bei 110m über NN.Nach Absprache mit DD0QT über DB0YW (70 cm Relais MS) wurde zunächst ein Sendesignal über das 23 cm Relais DB0YM geschickt und zurück über DB0YW übertragen. Unsere Signalstärke lag in Münster bei ca.45 dB über dem Rauschen bei einer Sendeleistung von etwa 5 Watt. Dann wurde versucht, im Duplexbetrieb selbst das Relais und die eigene Sendung zu hören. Bei einer Ablage von 2 kHz gelang es, DB0YM mit etwa 70 dB über dem Rauschen zu empfangen. Der Versuch lief über mehrere Stunden, wobei gegen Mitternacht noch ein deutlicher Feldstärkeanstieg bei beiden Seiten zu messen war. Die Temperaturen lagen in Bochum bei ca.+ 2 Grad in Bodennähe, und die Sicht war im mittleren Ruhrgebiet etwa 35 km.
Verwendet wurden in Bochum ein Icom IC 30A, ein Varaktorverdreifacher MMV 1296 (modifiziert für 1293 MHz) sowie eine Eigenbau-Sechserfeldgruppe nach DJ1CR und DJ5XA mit ca.10dB Gewinn für die Sendung, zum Empfang diente zu nächst die 23 cm Antenne. Im Duplexbetrieb dann eine 11 Element für 70 cm von Telo (10 dB Gewinn). Weiter war ein Converter MMC 1296/144 MHz (modifiziert mit einem 92,958333 Mhz-Quarz und in England gewobbelt und abgeglichen) sowie ein FT221 R von Sommerkamp als Empfänger auf 144,95 MHz im Gebrauch. Zur Aufrechterhaltung der Linie bei evtl. möglichem Ausfall von Geräten stand noch ein Storno W12 für 70 cm zur Verfügung.
An dem Versuch waren in Münster DD0QT, Thomas, als Verantwortlicher für DB0YM und Gegenstation, sowie in Bochum DK4DD, Roland, als Inhaber des Standortes und DC6MM, Otto, DB9QX, Norbert sowie DB9PS, Achim, als Geräte -und Antennenstifter 23 cm und auch andere Operateure beteiligt.
Weitere Versuche in Richtung 23 cm sind geplant ,u.a. Versuche mit Transpondern von 2 m nach 23 cm und zurück via DB0YM in Münster.cq-DL 3/1977, S.316
Der Funkbetrieb ist wie bekannt abzuwickeln, Einzige Besonderheit: Die Polarisationsart ist horizontal. Da in absehbarer Zeit kein Mobilfunk in größerem Ausmaß zu erwarten ist, wurde diese Polarisationsart gewählt, um den OMs mit stationärer Anlage gerecht zu werden. Außerdem stellen horzontale Rundstrahler wegen ihrer Kleinheit auch im Mobilbetrieb kein Problem dar.
Technische Daten:
QTH-Kenner: DL09h
Freqennz: R24,1293,450 MHz in, 1260,450 MHz out.
Betriebsart:FM,Auftastung mit Rufton 1750 Hz.
Sender:Volltransistoriert, z.Z. 1 Watt out.
Empfänger: Fingerfilterkonverter,Doppelmischer 10,7 MHz ZF (50 kHz-Raster)(Transistorkonverter und 25kHz-Raster sind im Bau).
Antenne : 1 ele " Big wheel (gestockte Big Wheel vorgesehen)
Antennenweiche : Interdigitaler Duplexer
Antennhöhe : ca.100 m überNN
Anlaufadresse: Wolfram Franke,DF5QW, Philipistr.13, MS
Neuaufbau 1981 DD0QT u. DB6QI |
Obwohl die technischen Daten noch nicht optimal sind, waren die ersten Erfahrungen bereits ermutigend. Mehrere Stationen konnten mit guten Signalen über DB0YM arbeiten, die übereinstimmend sagten, das sie nicht über das 70 cm Relais in Münster kamen. Die Strahlungsleistung der Stationen war jedoch auf beiden Seiten annähernd gleich. DD0QT berichtete weiter, das Mobilbetrieb mit 1Watt aus dem Stadtgebiet von Münster möglich sei.
Im vergangenen Oktober wurde die 23 cm Relaisfunkstelle in Münster DB0YM, 16 Jahre alt. Damit dürfte sie in diesem Amateurband eine der ältesten Relaisfunkstellen überhaupt sein. Bei ihrem Aufbau im Jahre 1976 existierte im 23 cm-Band faktisch kein FM-Funkbetrieb. Die wenigen aktiven OMs waren fast ausschließlich bei 1296,300 MHz anzutreffen und hielten, das muss man hinzufügen, von FM oder Relaisfunk rein gar nichts.
Erschwerend kam natürlich hinzu, dass eigentlich niemand einen Empfänger für die Relaisausgaben bei 1260 MHz besaß. Fast alle OMs, die 23 cm "hören" konnten, arbeiteten mit Empfangskonvertern für das 2 m Band oder 10 m Band, die nur für den Bereich von 1296 bis 1298 MHz umsetzten.
Trotzdem ließ sich eine kleine, aber aktive Gruppe in Münster (und im Ruhrgebiet siehe cq-DL 7/78) den Spaß nicht verderben und machte eifrig Funkbetrieb.
Das erste Relaisgerät (siehe UKW-Berichte 4/1978,S204) wurde nach einem Standortwechsel Anfang der 80er Jahre(cq-DL 3/83,S140) gegen eine zweite verbesserte Version ausgetauscht, die immerhin fast ein ganzes Jahrzehnt lang ihren Dienst erfüllte.
Erst als durch Tropfwasser einige Baugruppen verrosteten und die Transistor-PA im wahrsten Sinne des Wortes mit Wasserkühlung lief, waren die Tage des 2. Relaisgerätes gezählt.
In der Zwischenzeit hatten sich auch die Rahmenbedingungen stark geändert. GaAs-Fets, Modul-PAs usw. waren zu Amateurpreisen erschwinglich geworden, bei den Fertiggeräten gab es mittlerweile eine breite Palette an Handsprechgeräten und Heimtransceivern für das 23 cm Band, und der eine oder andere meldete Mobilfunkwünsche an.
Die erste Konsequenz daraus war ein Wechsel zur vertikalen Antennenpolarisation. Früher, Mitte der 70 Jahre fanden fast alle Aktivitäten im 23 cm Band in SSB-Telefonie oder in ATV statt, in diesen Betriebsarten wird fast schon traditionell horizontale Antennenpolarisation verwendet. Da FM oder Mobilfunkbetrieb faktisch nicht vorhanden war, erhielt auch DB0YM trotz des erhöhten mechanischen Aufwandes eine horizontal polarisierte Rundstrahlantenne. Eingefleischte SSB-Freunde ließen sich damit allerdings natürlich nicht anlocken, aber der eine oder andere TV-Amateur konnte dank der meist hohen Antennengewinne die 23 cm Relaisfunkstelle in Münster auch aus größerer Entfernung erreichen.
An dieser Stelle wollen wir an Joachim Huesmann erinnern, einen vorbildlichen Amateur der "Homemade"-Gilde, der sehr früh einem schweren Leiden erlag. Seine Experimente mit horizontalen Rundstrahlern auf PKWs und der regelmäßige tägliche Funkbetrieb über DM0YM bewiesen, das im 23 cm-Band auch in horizontaler Polarisation Mobilfunk mit Erfolg abgewickelt werden kann.
Heute wird, wie in den anderen Bändern üblich, bei DB0YM ein vertikaler Rundstrahler eingesetzt.
Die wesentliche Neuerung ist natürlich das mittlerweile 3. Relaisgerät, das der Selbstbautrdition folgend, diesmal von OM Wolfgang Mette, DL8YCA in professioneller Weise mit modernen Bauelementen erstellt wurde.
Ihm gilt unser besonderer Dank für die vielen Stunden der eingesetzten Freizeit, die er sich und seiner Familie "abgeknapst" hat. Er hat ein Gerät entwickelt, das auf der Empfangsseite sehr nahe an der Grenze des technisch Möglichen liegt und auf der Sendeseite problemlos die zulässige Strahlungsleistung erreicht.
Herzlichen Dank sagen möchten wir auch OM Eberhard Geisler, DB6QI, der alle Aktivitäten koordinierte und die beteiligten OMs immer wieder zu motivieren wusste. So beseitigte er unermüdlich zahlreiche Hindernisse, die ein derartiges Projekt zwangsläufig begleiten.
Finanziell erleichtert wurde das Vorhaben vor allem dadurch, das von der Münsteraner Firma Merten eine neue Rundstrahlantenne und vom Elektronicladen zahlreiche teure HF-Spezialbauelemente gespendet wurden.
Zu danken ist auch OM Armin Gräwe, DF1QE für die ZF Empfangsgruppe, der Firma Decker aus Lengerich für das Antennenzubehör und OM Norbert Hostmann, DL2YEE für einen Trenntransformator. -----------------------------------------------------------------------------------------------------------
In den Jahren 1990-2000 war ich mit 2 weiteren Funkamateuren (Thomas, DD0QT und Eberhard, DB6QI) intensiv am Bau und dem Betrieb der Relaisfunkstelle DB0YM beteiligt. Die Relaisfunkstelle befand sich auf dem Bettenturm Ost des Universitätsklinikums Münster im Betriebsgebäude in ca. 60 m Höhe über Grund. Meine interessante Aufgabe bestand darin, die Sende- und Empfangstechnik nach einem Wasserschaden komplett wieder neu dem Stand der Technik entsprechend aufzubauen. Traditionsgemäß wurden sämtliche Komponenten im Selbstbau erstellt. Auf dem Bild oben links bin ich (damals noch jung) gerade hoch motiviert dabei, das Gerät wieder in Betrieb zu nehmen.
Der Pfeil im Bild oben rechts zeigt auf eine Antenne der Station, untergebracht in einem 100er Abwasserrohr(!) am Geländer eines Lüftungsschachtes. Das ist an sich schon originell genug. Getoppt wurde die Angelegenheit aber dadurch, dass Handwerker in sturer Anwendung der Blitzschutzvorschriften (nahezu bei jedem Gewitter über dem Gebäude schlägt dort der Blitz ein) irgendwann am Rohr einen Blitzableiter angebracht hatten. Aus funktechnischer Sicht ein absolutes No-Go. Aber die Antenne funktionierte merkwürdigerweise trotzdem noch und wir haben die 'Nachrüstung' erst bemerkt, als wir zufällig auf dem Dach nach dem Rechten schauten.
Das Bild unten zeigt den Antennenstandort auf dem Bettenturm Ost aus einer etwas anderen Perspektive. Die Antenne steht dort immer noch (2009), obwohl die Funkanlage seit einigen Jahren außer Betrieb ist und Thomas, DD0QT die Lizenz für die Relaisfunkstelle zwischenzeitlich zurückgegeben hat.
April 2012:
Anlässlich meiner arbeitstäglichen Spaziergänge in der Mittagspause unweit der Bettentürme habe ich mich oftmals gefragt, was denn aus dem seit Jahren stillgelegten Relaisfunkgerät geworden ist. Hat es jemand mitgehen lassen oder...
Kurz entschlossen die Betriebstechnik des UKM kontaktiert, die Jungs haben nachgeschaut, das Gerät vorgefunden und zur Abholung bereit gestellt. Bin hingefahren, ein wenig mit dem zuständigen Techniker (Martin, DK4WM) geplaudert und die Kiste eingeladen.
Zu Hause musste DB0YM, verstaubt und zugeschissen, erst einmal duschen. Natürlich mit Seife und Duschgel. Abtrocknen, etwas warten und mutig einschalten (TX selbstverständlich auf eine Dummyload, aber die Streustrahlung reicht für Relaisfunkverkehr mit dem Handfunkgerät in der Wohnung). Läuft, letzter Defekt unverändert (TX-Abschaltung wegen offensichtlich dejustierter Quarzheizung). Wurde zwischenzeitlich neu abgeglichen. Erkenntnis: Man sollte doch immer an kritischen Stellen Wendel-Trimmpotis nach MIL-Standard verwenden, dann bleiben die eingestellten Werte auch langfristig konstant.
Gerät läuft wieder einwandfrei, ist aber leider nicht auf dem heutigen Stand der Technik und es ist auch keine Betriebsgenehmigung mehr vorhanden. Somit muss es entweder abgeschaltet herumstehen oder aber einem anderen Verwendungszweck zugeführt werden.
DL8YCA 28.04.2012